Rhetorik-Analysen

Unsere Dozenten beobachten prominente Redner und herausragende Reden. Bei ausgewählten Anlässen, z.B. während eines aktuellen Wahlkampfs, analysieren sie, wie sich ein(e) Redner(in) präsentiert, und geben Tipps, was sich verbessern lässt.

Diese Rhetorik-Analysen (die z.T. noch unter unserem alten Namen "Bonn Business School" erschienen sind) können Sie hier nachlesen und herunterladen.

  • Bestnote! Gratulation, Frau Merkel!
    Beobachtungen von Akademie-Gründer Friedhelm Franken
    (Rhetorik-Kurzanalyse der 1. Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, 30.11.2005)

    Auszug: Die erste Regierungserklärung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel war in allen Punkten besser als es die Papierform erkennen ließ: Sie wich stark vom vorher durch das Bundespresseamt veröffentlichten Text ab. Sie gab Erläuterungen, wo die Schriftfassung nur den Fachbegriff (z.B. "Lissabon-Prozess") enthielt. Sie machte so den Text deutlich verständlicher für breitere Kreise. Auch zeichnete sich ihre Redefassung durch eine wesentlich lebendigere Ausdrucksweise aus als die vorab verteilte Fassung, wodurch die Regierungserklärung erheblich an Dynamik und Überzeugungskraft gewann.

  • Naturtalent Schröder und wenig trainierte Merkel enttäuschen:
    Beobachtungen des Münchner TV-Journalisten und Medienberaters Wilhelm Streit
    (Rhetorik-Analyse des Kanzlerduells vom 4. September, 6.9.2005)

    Auszug: Vorbereitung auf ein so bedeutendes Rededuell ist das A und O. Beide Kontrahenten haben das beherzigt, und man spürte die Anspannung und Konzentration. Neben den Inhalten müssen aber auch Körpersprache, Stimme und Stimmung in Fleisch und Blut übergegangen sein, bevor man vor die Kameras tritt. Und da hatte Angela Merkel ihr Defizit. Zu wenig geübt, zu kurzfristig die Vorbereitungen, um wirklich locker und gelöst zu sein. Deshalb kam ihr Bemühen an manchen Stellen fast marionettenhaft hölzern rüber. Und selbst das Naturtalent in Sachen Rhetorik, Gerhard Schröder, war zu diszipliniert und in ein Verhaltenskorsett gesteckt worden, aus dem er sich erst zum Ende der 90 Minuten befreite.

  • Die Rhetorik des Bundeskanzlers und seiner Herausforderin:
    Beobachtungen des Münchner TV-Journalisten und Medienberaters Wilhelm Streit
    (Rhetorik-Vergleich der Kanzlerkandidaten Merkel und Schröder, 1.7.2005)

    Auszug: Wenn der eine auftritt, dann füllt sich der Raum mit Spannung: Alle wissen, er wird eine kraftvolle, engagierte Rede halten. Wenn die andere aufs Podium steigt, konzentriert sich das Publikum, denn es erwartet eine inhaltlich anspruchsvolle Rede, die ihm einiges an Kopfarbeit abverlangt. Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Herausforderin Angela Merkel könnten rhetorisch nicht unterschiedlicher sein.

  • Die hoffnungsfroh stimmende und stimmige Antrittsrede eines Optimisten:
    Beobachtungen von Akademie-Leiter Andreas Franken
    (Rhetorik-Analyse der Antrittsrede von Bundespräsident Horst Köhler, 1.7.2004)

    Auszug: Prof. Dr. Horst Köhler hat am 1. Juli 2004, unmittelbar nach seiner Vereidigung durch Bundestagspräsident Thierse im Berliner Reichstagsgebäude seine Antrittsrede gehalten. In seiner frischen und erfrischenden, offenen und humorvollen Art sparte er nicht mit Kritik, baute aber zugleich alle Seiten auf, machte Mut zur Zukunft, stärkte das Selbstvertrauen seiner Zuhörer und gewann Zustimmung, ohne jemandem nach dem Mund zu reden. Eine rhetorisch beachtliche Leistung!

  • Der Seiteneinsteiger könnte ein Glücksfall werden:
    Beobachtungen von Akademie-Gründer Friedhelm Franken
    (Rhetorik-Analyse der Dankrede von Horst Köhler nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten, 24.5.2004)

    Auszug: Selten hat ein deutscher Bundespräsident bei seinem ersten Auftritt nach der Wahl so schnell so klare Worte gefunden und seine Rolle so kompetent verkörpert wie Horst Köhler. Die Rede des "Seiteneinsteigers" (Köhler über Köhler), war eine kalte Dusche für die aktuelle Politszene in Deutschland, die Opposition eingeschlossen, als deren "dritte Wahl" er nominiert wurde, weil es Angela Merkel u.a. nicht gelungen war, Edmund Stoiber auf diese Position abzudrängen.

  • Der Redner Horst Köhler und seine Rolle als Bundespräsident-Kandidat:
    Beobachtungen des Redenschreibers zweier Bundespräsidenten Dr. h.c. Michael Engelhard
    (Rhetorik-Analyse des Kandidaten Horst Köhler, 17.5.2004)

    Auszug: Was haben wir, unter rhetorischen Gesichtspunkten betrachtet, von einem Bundespräsidenten Horst Köhler zu erwarten? Ich habe einmal im Internet nachgeschaut: "Google" listet unter den Stichwörtern "Rede Horst Köhler" mehr als 4000 Eintragungen auf. Ich habe die ersten 300 durchgesehen, darunter einige Reden, die er als Präsident des IWF gehalten hat. Diese Reden habe ich gelesen. Ich bin kein Wirtschaftsexperte. Aber soweit ich sie verstanden habe, erschienen sie mir sachgerecht, den Problemen angemessen, gescheit, zuweilen sogar mutig, wenn auch nicht übertrieben gut formuliert. Etwas dröge vielleicht.

  • Treffend referiert, aber ohne rhetorisches Feuer:
    Beobachtungen des Redenschreibers zweier Bundespräsidenten Dr. h.c. Michael Engelhard
    (Rhetorik-Analyse der Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder, 14.3.2003)

    Auszug: "Es ist nicht anzunehmen, dass die heutige Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder die gesellschaftlichen Gruppen veranlasst, ihre Positionen zu überdenken", so Dr. h.c. Michael Engelhard, Bonner Rhetorik-Experte und als Dozent für politische Reden exklusiv tätig für die "Akademie für Management-Kommunikation und REDENSCHREIBEN". Engelhard hat das Auftreten des Bundeskanzlers am Morgen des 14. März 2003 unter rhetorischen Aspekten analysiert. Sein Fazit: "Die Rede mag zwar wegen ihres sachlichen Gehalts politische Wirkungen entfalten; die psychologische Lage im Lande hat sie nicht verändert."

  • Wird der gewählt, den ich lieber zu einer Tasse Kaffee einladen würde?
    Beobachtungen des Münchner TV-Journalisten und Medienberaters Wilhelm Streit
    (Analyse der Medien-Präsenz der Kanzlerkandidaten Schröder und Stoiber während des TV-Duells, 9.9.2002)

    Auszug: Stoiber hat sich bemüht, in bildhaften Beispielen zu sprechen. "Gehen Sie doch mal durchs Land, da schauen Sie Fensterscheiben an, wo vorher Geschäfte waren!" Schröder spricht einfachere Sätze und ist näher am Bürger. Er nutzt seine angenehmere, weil dunklere Stimme, lässt den Körper mitsprechen, zeigt mehr Mimik und betont auch durch die Hände. Stoiber ist da weniger beweglich und körpersprachlich zu starr.

  • Faszinierendes Duell statt lauer Neuauflage:
    Beobachtungen des Redenschreibers zweier Bundespräsidenten Dr. h.c. Michael Engelhard
    (Rhetorik-Analyse des TV-Duells zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Herausforderer Edmund Stoiber, 9.9.2002)

    Auszug: Gerhard Schröder hat zu seiner selbstgewissen Souveränität zurückgefunden. Es ist ihm gelungen, die starre Pose des mürrischen Staatsmanns abzuschütteln, und sein größtes Plus zum Vorschein zu bringen: sein durchaus vorhandenes Charisma. Statt wie im ersten Duell zum Teil grummelnd und mürrisch hinter dem Pult zu verharren, nutzt er den "Schröder-Faktor", mit dem er sich in einfachen, klaren Worten gegen seinen Kontrahenten positioniert.

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